Im Ausland besitzt Japan den Ruf eines verkehrsmäßig sehr gut erschlossenen Landes. Dies ist absolut richtig, zumindest, was die Ballungsgebiete anbetrifft. Auf dem Lande kann sich eine kleine Tour schon mal zu einem etwas aufregenderen Abenteuer entwickeln.
In Tokio bilden die nationalen und privaten Eisenbahnen, die Untergrundbahnen und – mit Einschränkungen – auch die Busse ein Verkehrssystem, mit welchem man jeden Punkt der Stadt erreichen kann. Die Benutzung von Bussen ist jedoch nur erfahrenen Ausländern oder Japanern zu empfehlen, da alle Hinweise ausschließlich in japanischen Schriftzeichen gegeben sind. Außer einer Coca-Cola oder McDonald Reklame ist nichts in Lateinisch geschrieben. Dazu kommt, daß die Busse anscheinend irgendeinem geheimen Gesetz folgend, nie mehr als zwei Blöcke in einer Richtung fahren dürfen.
Erwähnenswert auch die Pünktlichkeit von Zügen, welche nur nach etwaigem Erdbeben nicht mehr gegeben ist. Dann kann es schon einmal zu größeren Verspätungen kommen. Ein weiteres empfehlenswertes Transportmittel innerhalb Tokyos sind die verhältnismäßig preisgünstigen Taxis, von denen es Unmengen gibt. Eine Fahrt mit einem Taxi ist jedem Besucher wärmstens zu empfehlen, um einmal die ünerschrockenheit der japanischen Taxifahrer zu erleben, welche wohl den Ursprung in dem feudalistischen Japan der Samurais hat. Weiterhin sind die bei einer solchen Fahrt auftretenden Kommunikationsprobleme, insbesondere hinsichtlich des Fahrtzieles, doch sehr lehrreich. Der Vorteil solcher Ausflüge ist, daß man die Vororte von Tokyo recht gut kennenlernt, der Nachteil das doch recht schnelle Ticken des Taximeters.
Die Untergrundbahnen in Tokyo sind, besonders in den Hauptverkehrszeiten, hoffnungslos überfüllt und auch die weiße Handschuhe tragenden „Eindrücker“, welche im Stande sind, einen U-Bahnwagen bis zu 250 % seiner Kapazität zu beladen, gehören nicht in den Bereich der Fabel, sondern sind fühlbare Wirklichkeit. Glücklicherweise braucht man jedoch kaum Angst vor etwaigen Taschendieben in diesem Gedränge zu haben, denn man muß schon froh sein, wenn man genug Platz hat, seine eigene Hand in seine eigene Tasche zu stecken. Außerdem ist Japan als extrem sicheres Land bekannt.
Die wohl belebteste Station in Tokyo ist Shinjuku, wo durchschnittlich täglich 1/2 Million Menschen umsteigen. Man sollte sich also nicht unbedingt zur Hauptverkehrszeit in Shinjuku mit einem Bekannten treffen wollen. Einen Verkehrsverbund, wie häufig in Deutschland anzutreffen, gibt es in Tokyo nicht und so muß man für jedes Verkehrsmittel eine extra Karte kaufen, welche beim Zutritt von einem Schalterbeamten gezwickt wird und die man beim Verlassen des jeweiligen Bahngeländes einem weiteren Beamten übergibt. Aufgrund des hohen Personalbedarfs in diesem System, ist es nicht verwunderlich, daß auch die japanische Staatsbahn – trotz phantastischer Auslastungsraten – hohe Defizite einfährt.
Ein weiteres in aller Welt bekanntes Verkehrsmittel in Japan sind die sogenannten Shinkansen oder Bullet Trains, welche insbesondere die 550 km lange Strecke von Tokyo nach Osaka bis zu 75mal pro Tag befahren. Spitzengeschwindigkeiten von etwa 260 km/h führen zu einer Reisezeit von nur knapp über 3 Stunden. Hierfür muß man umgerechnet etwa 150 DM in der 2. Klasse und 220 DM in der ersten Klasse bezahlen. Frühzeitige Reservierung während der Hauptreisezeiten ist für diese Shinkansenzüge unbedingt erforderlich, da die nicht reservierten Wagen extrem überfüllt sind. Aber auch für Reisen mit normalen Schnellzügen z. B. von Tokai-Mura nach Tokyo ist oftmals eine Reservierung notwendig, wenn man nicht die etwa zweistündige Bahnfahrt stehend, eingezwängt wie in einer Sardinendose, verbringen will. Eine erwähnenswerte Eigenschaft vieler japanischer Reisender ist, daß sie während der Fahrt anscheinend ununterbrochen essen. Meist verzehren sie eines der auf dem Bahnhof erstandenen Obento oder Box-Lunches und trinken dazu den in unglaublich kleinen Fläschchen abgefüllten grünen Tee.
Ein sehr wichtiges, wenn nicht gar das wichtigste Verkehrsmittel in Japan ist das Kraftfahrzeug, wovon es etwa 40 Millionen gibt. Diese riesige Zahl von Kraftfahrzeugen muß sich trotz hektischer Bautätigkeit ein Straßennetz teilen, welches man eigentlich nur als völlig unzureichend bezeichnen kann. Die meisten Gemeindestraßen lassen nur ein bedingtes Vorbeifahren aneinander zu und insbesondere die nicht abgedeckten betonierten Abwassergräben von etwa 50 cm Breite und Tiefe zu beiden Seiten der Straße lassen jedes Ausweichmanöver zu einem gefährlichen Spiel für jede Radaufhängung werden. Aber auch die Präfektur- und Staatsstraßen sind extrem eng und meist in einem erbarmungswürdigen Zustand. Die Durchschnittsgeschwindigkeit auf solchen Straßen beträgt fast immer nicht mehr als 40 km/h, was z. B. die ca. 100 km von Tokai zum Flughafen Narita zu einer 2 – 3stündigen Fahrt werden ließ. Die Benutzung von Autobahnen, von denen es nicht gerade übermäßig viele gibt, ist gebührenpflichtig und recht teuer. So muß man z. B, für die Strecke Tokai-Mura – Tokyo auf der kürzlich eröffneten Joban-Autobahn für etwa 100 km umgerechnet 25 DM bezahlen. Oftmals lohnt es sich auch nicht, auf die nächstgelegene Autobahn zu fahren, da der Weg dorthin schon so lange dauert, daß es vernünftiger ist, gleich die Staatsstraße zu benutzen.
Ebenso wie in anderen Ländern scheint auch in vielen Japanern ein merkwürdiger Wandel vorzugehen, wenn immer sie in ein Kraftfahrzeug einsteigen. Die normalerweise doch recht zurückhaltenden Söhne aus dem Land der aufgehenden Sonne verhalten sich dann recht agressiv. Einige Erfahrungen, welche ich wärend meines japanischen Autofahrerlebens gemacht habe, möchte ich nicht vorenthalten. Eine wichtige Regel scheint zu sein, niemals bei Gelb an einer Ampel anzuhalten, sondern vielmehr erst zu stoppen, wenn die Ampel zumindest 3 Sekunden Rot zeigt. Andererseits sollte man auch nicht die Grünphase einer Ampel abwarten, sondern frühzeitig in die Kreuzung einfahren. Eine ganz wichtige Regel scheint zu sein, so viel als möglich die Batterie zu schonen. Es wird innerorts fast immer nur mit Standlicht gefahren und das Licht immer ausgeschaltet, wenn man an einer Ampel steht.
Ich möchte noch etwas näher auf das Verhältnis vieler Japaner zu ihrem Auto eingehen, welches von einer starken Fürsorge geprägt ist. Spitzengardinen und -decken zeigen dies ebenso wie der stets spiegelnde Lack. Auch wird das Auto häufig nicht mit Schuhen betreten und man kann beobachten, wie sich eine Wagentüre öffnet und zuerst ein Paar Schuhe auf die Straße gestellt werden, ehe der Fahrer das Auto verläßt und in die Schuhe steigt. Die meisten Autos werden wesentlich mehr gepflegt als die Wohnungen der Eigentümer.
Vielen ist sicher nicht bekannt, daß in Japan Linksverkehr herrscht, was zu Beginn, insbesondere beim Rechtsabbiegen, etwas Konzentration erfordert. Die Umstellung fallt jedoch eigentlich sehr leicht, da das Lenkrad auf der rechten Seite angebracht ist. Eine Schwierigkeit, welche jedoch nicht übermäßig folgenreich ist, hatte ich während der ganzen Zeit in Japan. Oftmals betätigte ich den Scheibenwischer anstatt des Blinkers. Man könnte noch viel über die verschiedenen mit dem Auto zusammenhängenden Themenkreise erzählen, z. B. über den Kauf eines Kraftfahrzeuges, für den der Nachweis eines Parkplatzes erforderlich ist oder über die Erlangung eines japanischen Führerscheins, welche sich zu einer gigantischen administrativen Prozedur entwickelte